St. Augustinus - MARIENBORN Pflege
Eine Einrichtung der Stiftung der Cellitinnen

Lehrerin in der Pflege

Ich heiße Ohla Telenko und stamme aus der Ukraine. Meine Kindheit habe ich in einem Waisenhaus verbracht, weil ich keine Eltern habe. Bereits in dieser Zeit hatte ich das Ziel, einmal in ein anderes Land auszuwandern. Wohin mich mein Weg führen würde, konnte ich damals noch nicht ahnen. 

Von Anfang an habe ich Englisch gelernt. Mein Wunsch war es, später als Übersetzerin zu arbeiten, aber mein Notendurchschnitt hat hierfür nicht gereicht. Also ergriff ich die Chance, die deutsche Sprache zu studieren und schloss dieses Studium in der Ukraine als Lehrerin für Deutsch ab. 
Als Lehrerin habe ich dennoch leider nie gearbeitet, weil das Gehalt eines Lehrers in der Ukraine nicht zur Deckung des Lebensunterhaltes reicht. 
Aus diesem Grunde arbeitete ich in mehreren Geschäften als Kassiererin. Damit mein Einkommen fürs Leben einigermaßen ausreichte, arbeitete ich 12 Stunden täglich. Wenn man auf sich alleine gestellt ist, dann ist das Leben in der Ukraine schwer.

Ich habe die ganze Zeit überlegt, was ich für meine Zukunft besser machen kann. Es hat zwei Jahre gedauert und ich war schon fix und fertig mit meinem Schicksal. Ich habe mir große Sorgen gemacht, dass ich zwar ein Diplom habe, aber meine Kenntnisse einfach so verschwinden. 
Eines Tages habe ich mit einer ukrainischen Bekannten telefoniert, die damals schon in Deutschland eine Ausbildung machte. Sie hat mir erzählt, dass sie durch ein Au-Pair-Programm nach Deutschland kam. Ich habe sofort über das Programm im Internet recherchiert. Zwei Wochen später war ich schon bereit, nach Deutschland zu fahren. Ich war am Anfang ängstlich und gleichzeitig neugierig, weil ich das erste Mal in ein anderes Land fahren sollte.
Die Familie, bei der ich untergebracht werden sollte, hat mir sehr gut gefallen, und es sollte schon das Visum beantragt werden, aber dann kam plötzlich der Corona-Ausbruch und ich musste noch ein paar Monate in der Ukraine bleiben, bis die Reise wieder möglich war. 

An einem Tag, als die Kinder meiner Au-Pair-Familie Geburtstag hatten, hat die Familie viele Gäste eingeladen, und da war ein Gast, der als Pflegedienstleiter arbeitete. Er hat mir so schön das Berufsfeld der Pflege beschrieben und somit mein Interesse für den Beruf geweckt.
Schon am nächsten Tag habe ich viele Bewerbungen an verschiedene Einrichtungen in Köln geschickt. Bereits nach einer Woche bekam ich eine Antwort. Es war eine Pflegeeinrichtung, welche fünfzehn Minuten zu Fuß von zu Hause entfernt war. An meinem Geburtstag hatte ich das Vorstellungsgespräch dort. Das beste Geschenk zum Geburtstag war die Tatsache, dass mir die beiden netten Damen ein halbjähriges Praktikum angeboten haben. Ich war im siebten Himmel vor Freude. 

Als ich das Praktikum absolvierte, habe ich noch bei der Familie gewohnt und mich um die Kinder gekümmert. Während meines Praktikums habe ich gute Erfahrung für die Ausbildung im Bereich der Pflege gesammelt. 

Jetzt bin ich im zweiten Ausbildungsjahr und bin ganz zufrieden. Ich bin immer bereit, etwas Neues zu lernen. Lange Zeit habe ich überlegt, wie ich für mich das Richtige finden kann: was gelingt mir am besten, was sind meine Stärken, wo sehe ich meine Zukunft. Aber dann habe ich verstanden, dass ich nicht suchen muss. Denn die Erkenntnis liegt immer in jedem von uns - jeder weiß in seinem Innersten, was er am Liebsten macht.

Ich habe mich für den Pflegeberuf entschieden, weil er viele Vorteile bietet und die Menschen mich brauchen, ich kann vielen helfen, und das ist wichtig für mich. Die Kenntnisse, die ich durch die Ausbildung bekomme, werden mir helfen, die Bewohner bestmöglich zu versorgen und zu betreuen. Dieser Beruf ist nicht für jeden machbar, es ist schwierig, weil man gleichzeitig viel lernen und noch körperlich arbeiten muss. Dieser Beruf erfordert viel Willenskraft und er ist für Menschen geeignet, die eine abwechslungsreiche Tätigkeit suchen. Es schafft nicht jeder, den ganzen Tag in Bewegung zu sein und gleichzeitig flexibel im Kopf zu agieren. Es gibt immer wieder neue Situationen, die ein Mit- und Umdenken erfordern.
Aber der Beruf bietet, wenn wir ihn aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, nur Vorteile: wir erlangen sehr gute und alle nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten, stärken unseren Körper und erhalten zusätzlich ein sehr gutes Ausbildungsgehalt.
Mein Ziel ist es, erstmal so gut wie möglich die Ausbildung zu absolvieren. Wie es dann weitergehen soll, habe ich noch nicht entschieden. Entweder ich studiere oder bilde mich im Bereich der Pflege weiter.
Am Ende meiner Geschichte möchte ich Dankbarkeit für die Menschen äußern, die mir auf meinem Weg geholfen haben: Der Familie, die mir viel mit der Sprache und den Unterlagen geholfen hat, den Kinder, wegen derer ich hier bin, den beiden Einrichtungsleitungen aus St. Augustinus, die viel Geduld mit mir haben und mir so viel Unterstützung geben, und allen Lehrern, die immer nett und geduldig zu mir sind und versuchen, so verständlich wie möglich alles zu erklären. Und zum Schluss natürlich noch  unseren Bewohnern selbst für die schönen Erfahrungen.
Ich hoffe, dass ich mit meiner Geschichte Menschen für das Berufsfeld der Pflege begeistern kann und sie sich trauen, diesen Weg zu gehen.
Zudem wünsche ich mir, dass wir mehr Zeit für die Menschen erhalten, die unsere Hilfe benötigen.